Petition für Bürger:innenversammlung zum Thema Klima erreicht Quorum

Scientists for Future empfiehlt eine repräsentative Klima-Bürger:innenversammlung im Jahr 2021

Hagedorn, Gregor; Baasch, Stefanie; Blöbaum, Anke; Brendel, Heiko; Hardt, Judith Nora; Heiland, Stefan; Klinsmann, Markus; Matthies, Ellen; Pfennig, Andreas; West, Christina; Wipfler, Bruno; Altermatt, Pietro P.; Baumgarten, Simon; Bergmann, Melanie; Brendel, Esther; van Bronswijk, Katharina; Creutzig, Felix; Daub, Claus-Heinrich; Dohm, Lea; Engel, Stefanie; Feilner, Markus; Glawe, Christoph; Hentschel, Karl-Martin; Jetzkowitz, Jens; König, Nils; Krenzer, Steffen; Kromp-Kolb, Helga; Kuhn, Gerhard; Linow, Sven; Loew, Thomas; Lucht, Wolfgang; Mickley, Angela; Müschen, Klaus; Ossenkopf-Okada, Volker; Raulf, Felix F.; Rothenberg-Elder, Kathrin; Scheffran, Jürgen; Schmidtlein, Sebastian; Seppelt, Ralf; Urbat, Stefan; Valdivia, Lorena; Vogel, Percy; Wagener-Lohse, Georg; Wagner, Oliver; Weber, Urban: „Die Zeit drängt. Ohne schnell wirksame Gegenmaßnahmen werden Erderhitzung und Biodiver­sitätsverlust Ausmaße annehmen, welche die Lebensweise von Menschen nicht ab­schätz­baren Risiken aus­setzen. Obwohl die Herausforderungen weiten Teilen der Bevölkerung be­wusst sind, werden dringend nötige Entscheidungen aufgeschoben oder nur teilweise um­gesetzt.

Eine Ursache hierfür sind fehlende Foren, in denen sich Bürger:innen mit Expert:innen aus­tau­schen und gemeinsam mögliche Szenarien und Lösungen erörtern können. Scien­tists for Future empfiehlt deshalb, mit geeigneten Formen von Bürger:innenversammlungen eine breite und demokratisch partizipative Beteiligung an Zukunftsgestaltung und -sicherung zu er­möglichen. Diese sollten auch unabhängig von einem Auftrag von Regierung oder Parla­ment initiiert wer­den. Wir rufen daher zu einem Gründungstreffen auf, um Planung und Durch­füh­rung einer Bürger:innenversammlung zum Thema Klima im Jahr 2021 zu ermögli­chen. Eine sorgfältige Planung ist nötig, damit die Durchführung neutral und offen geschieht.“ Eine entsprechende Petition an den Bundestag hat inzwischen das Quorum erreicht.

Petition 116046 – Klimaschutz – Einberufung eines bundesweiten Bürgerrats zur Klimapolitik – Quorum erreicht

Text der Petition

Der Bundestag möge beschließen, einen bundesweiten Bürger*innenrat zur Klimapolitik einzuberufen. Dieser soll repräsentativ und unabhängig sein und über die folgende Frage beraten: Welche Maßnahmen soll Deutschland bis 2035 unter Berücksichtigung der sozialen Gerechtigkeit ergreifen, um seinen Beitrag zur Einhaltung der Pariser Klimaziele zu leisten? Der Bundestag möge sich verpflichten,die Vorschläge des Bürger*innenrats in seiner Gesetzgebung zu berücksichtigen.

Begründung

Ein Bürger*innenrat bringt Menschen mit ganz verschiedenen Lebenserfahrungen und Sichtweisen zusammen, gibt ihnen die Möglichkeit sich umfassend zu informieren und gemeinsam Lösungsvorschläge für die Politik zu erarbeiten.Bürger*innenräte können unsere Demokratie stärken und zugleich eine faktenbasierte und faire Klimapolitik auf den Weg bringen, die von der Breite der Bevölkerung mitgetragen wird.

Wie funktioniert ein Bürger*innenrat?

Eine Gruppe von ca. 100-150 zufällig ausgewählten Menschen, die die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegeln, trifft sich über mehrere Wochenenden, um zu einem bestimmten Thema Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Sie werden von anerkannten und unabhängigen Expert*innen beraten und diskutieren mit Hilfe von Moderator*innen gemeinsam die Vor- und Nachteile verschiedener Lösungsansätze. Ein Bürger*innenrat arbeitet transparent und unabhängig.

Warum ein Bürger*innenrat zur Klimapolitik?

Über Jahre ist es der Bundesregierung nicht gelungen, der Umwelt- und Klimakrise angemessen zu begegnen. Das 2019 verabschiedete Klimapaket ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, dennoch führt es nicht zu den großen gesellschaftlichen Veränderungen, die aus Sicht der Wissenschaft notwendig sind, um die verbindlichen Pariser Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Hier kommt der Bürger*innenrat ins Spiel: Er kann helfen, eine sozial gerechte Antwort auf die Klimakrise zu finden, die den wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung trägt und gleichzeitig die Bürger*innen aktiv an der Lösungsfindung beteiligt.Beim Klimaschutz treffen brennende ökologische Fragen auf wirtschaftliche Interessen und soziale Konflikte. Für viele Menschen sind gesellschaftliche Veränderungen mit Bedenken verbunden, z. B. in Bezug auf ihren Arbeitsplatz oder ihren Lebensstil. Politiker*innen gehen daher ein Risiko ein, wenn sie sich für eine ambitionierte Klimapolitik einsetzen: Während sich die negativen Auswirkungen der globalen Erwärmung erst in den kommenden Jahrzehnten gänzlich zeigen werden, steht die nächste Wahl in wenigen Jahren an. Volksvertreter*innen, die jetzt ambitionierte Maßnahmen im Interesse junger und zukünftiger Generationen umsetzen möchten, ziehen leicht den Unmut vieler Wähler*innen auf sich. Ein Bürger*innenrat kann der Politik ein Mandat für zukunftsweisende Maßnahmen geben.

Ein Bürger*innenrat als Chance

Neben der globalen Erderwärmung sorgen in Deutschland wachsende soziale Ungleichheit sowie sinkendes Vertrauen in die demokratischen Institutionen für Besorgnis. Klimapolitik kann und sollte daher Anlass sein zu überlegen, was uns als Gesellschaft wichtig ist und welche Visionen wir für unsere gemeinsame Zukunft haben. Lassen Sie uns die Klimakrise als Chance nutzen, um eine andere, eine gerechtere Zukunft zu gestalten. Mit einem Bürger*innenrat zur Klimapolitik. Und politischen Entscheidungsträger*innen, die sich verpflichten, die Handlungsempfehlungen der Bürger*innen ernst zu nehmen.

->Quelle: https://zenodo.org/record/4311486