„Weißblaue Windverhinderer“ belasten Privathaushalte
„Energieversager der vergangenen Jahre“ überschreibt die DGS (Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie) in ihrem Neewsletter vom 02.02.2024 ihren Hinweis auf eine Kritik des : Die würden zwar „nicht offiziell gekürt, doch das konservative Münhner Blatt sieht sie in Bayerns Staatsregierung sitzen“. usgerechnet die konservative, in zahlreiche Kopfzeitungen zerfallende Publikation wage sich soweit heraus und mache „die weißblauen Windverhinderer Söder, Aiwanger und Co.“ für die Probleme der deutschen erneuerbaren Energieversorgung verantwortlich.
In Süddeutschland fehlten Windgeneratoren, im Norden müssten sie immer öfter – zu Milliardenkosten – abgeregelt werden, weil die Netze überlastet seien. Der Merkur: „Experten machen dafür nicht zuletzt die Politik in Bayern verantwortlich“. Denn die Energiebranche rechne für die nächsten Jahre mit weiteren Milliardenkosten für die Stabilisierung des Stromnetzes, so die Kreiszeitung Syke. Zu den Hauptursachen zählten die Verzögerungen beim Netzausbau und der unzureichende Ausbau der Erneuerbaren Energien im Süden. Diese Faktoren machten ein langjähriges aufwändiges „Netzengpassmanagement“ nötig.
Die Verlegung von Erdkabeln sei doppelt so teuer wie Freileitungsbau; aber Bayerns Wirtsschaftsminister Hubert Aiwanger trete als prominenter Trassengegner auf. Nach ursprünglicher Planung hätten die zwei großen Gleichstromtrassen (HGÜ) „Südlink“ und „Südostlink“ schon 2022 fertiggestellt sein sollen. Aber der frühere Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) habe auf der Verlegung als Erdkabel beharrt, was die Fertigstellung bis 2027/28 verzögern wird. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger fordere mittlerweile gar eine dritte Leitung.
Das Engpassmanagements habe laut Bundesnetzagentur 2023 mehr als 1,6 Milliarden Euro gekostet, im Gesamtjahr 2022 4,2 Milliarden. In den Kosten enthalten sei die Vergütung für ungenutzten Ökostrom, der „quasi für die Mülltonne erzeugt“ werde. 2022 hätten die vier Übertragungsnetzbetreiber allein hierfür 900 Millionen Euro gezahlt, 2021 800 Millionen. Die Kosten dafür tragen auch die Verbraucher – nicht nur im Süden, sondern bundesweit. Die Engpasskosten fließen nämlich in die bundesweit einheitlichen Übertragungsnetzentgelte ein, auch der Börsenstrompreis ist bundesweit. Die Entgelte für die örtlichen Verteilnetze sind dagegen regional unterschiedlich, sollen aber ebenfalls vereinheitlicht werden. Die Netzentgelte insgesamt werden in diesem Jahr nach Berechnungen von Verivox und Check24 um etwa ein Viertel teurer, für eine vierköpfige Familie etwa 100 Euro im Jahr. „Jetzt schon steigen durch die höher werdenden Netzentgelte infolge des großen Redispatchaufwandes in ganz Deutschland die Strompreise“, sagt der Energieexperte Raimund Kamm.
Redispatch bedeutet wörtlich eine Änderung des sogenannten Dispatchs, des „Einsatz-Fahrplans“ der Kraftwerke: Die Betreiber melden den Netzbetreibern ihre Kapazitäten für den Folgetag an. Ergibt die Auswertung dieses Dispatchs, dass Engpässe drohen, oder kommt es tatsächlich kurzfristig zu Überlastungen, fordern die Übertragungsnetzbetreiber von den Kraftwerksbetreibern die Änderung ihrer Fahrpläne, also den Redispatch. Damit sollen Netz- und Systemstabilität erhalten sowie Netzunterbrechungen abgewendet werden: Denn durch zu viel eingespeiste Kraftwerksleistung geraten die Leitungen an die Grenzen ihrer technischen Leistungsfähigkeit. Wird diese Grenze überschritten, schalten sich einzelne Leitungsabschnitte vorsorglich automatisch ab, damit keine teuren Schäden entstehen. Dadurch steigt jedoch die Belastung auf den alternativen „Ausweichstrecken“, die sich schließlich ebenfalls abschalten. Bildlich ist das wie bei einem großen Verkehrsstau: Nutzen alle die Umleitung, geht auch da am Ende nichts mehr. Langfristig werden neue Umgehungsstraßen gebraucht (bmwk-energiewende.de/redispatch).
Der Merkur zweifelt daran, ob das „fair“ sei: „Den tatsächlichen Kosten entsprechende Marktpreise wären im Norden niedriger und im Süden höher, in Bayern und Baden-Württemberg sehr hoch“, sage Ökonom Mathias Mier vom Münchner Ifo-Institut. Der Redispatch sei „ein umgekehrter Länderfinanzausgleich, von dem die Unternehmen in Süddeutschland sehr stark profitieren.“ Bei der Stromversorgung werde ganz Deutschland an den höheren Kosten im Süden beteiligt, inklusive der politisch verursachten. „Das zahlen vor allem die Privathaushalte“, so Mier.
Für die Experten sei die Aufgabe deshalb klar: Möglichst schneller Ausbau von Netz und Erneuerbarer Energien im Süden – insgesamt, nicht nur der Solaranlagen. Es gebe eigentlich nur eine langfristige Lösung, meint der Wissenschaftler. Unterdessen empfehle er: „Und das wäre die Aufteilung Deutschlands in zwei oder mehr Strompreiszonen.“ Norddeutschland hätte dann einen Wettbewerbsvorteil bezüglich Strompreisen. Politik und Wirtschaft im Süden lehnten das aber naturgemäß ab.
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