Lichtblick und VW: Scheidung

David gegen Goliath: Ökostromzwerk gegen Autoriese

Am 09.09.2009 verkündeten Volkswagen und Lichtblick „eine weltweit exklusive Energie-Partnerschaft“ für kleine Blockheizkraftwerke mit VW-Gasmotoren. Lichtblick vertrieb sie als „Zuhause-Kraftwerke“. Damit ist nun Schluss, „LichtBlick bietet zukünftig keine Blockheizkraftwerke (ZuhauseKraftwerke) von Volkswagen mehr an“, heißt es trocken in einer Mitteilung des Hamburger Ökostrom-Pioniers – der fordert Schadenersatz von den Wolfsburgern.

„VW hält Vertrag nicht ein“

Lichtblick-CEO Heiko von Tschischwitz macht dem Energiepartner Volkswagen massive Vorwürfe: „Volkswagen hat den langfristigen Kooperationsvertrag zur Entwicklung und Lieferung von BHKWs scheitern lassen. VW hält wesentliche wirtschaftliche Vertragsvereinbarungen nicht ein. Wir haben lange verhandelt und versucht, die Partnerschaft zu retten. Letztendlich wollte VW uns Bedingungen diktieren, die vollkommen inakzeptabel sind. VW entzieht uns dadurch die Grundlage für die Fortsetzung des BHKW-Geschäfts“ Der Ton istunverkennbar enttäuscht: „Dabei hätten wir sehr gern weitergemacht. Denn wir sind von der Technologie überzeugt und sehen große Wachstumschancen im BHKW-Markt.“ Zuletzt habe VW die finanziellen Forderungen immer weiter in die Höhe geschraubt. Auf der Gegenseite spricht VW nüchtern von Differenzen und bedauert das Aus des Projekts.

Immobilienbesitzer, die bereits ein ZuhauseKraftwerk im Keller haben, beruhigt Lichtblick allerdings – für sie ändert sich nichts. Bestehende Kundenverträge wird LichtBlick langfristig erfüllen.

Lichtblick hat investiert – 1500 Mini-Kraftwerke verkauft

Nach dem Start der Kooperation zwischen VW und LichtBlick im Jahr 2009 führten unerwartete technische Herausforderungen zunächst zu Verzögerungen im Marktanlauf. Diese konnten jedoch in intensiver Zusammenarbeit der Partner gelöst werden. LichtBlick hat als Mittelständler erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen investiert, um die technologische Entwicklung des Volkswagen-BHKWs voranzutreiben. Bisher konnten 1500 Mini-Kraftwerke von LichtBlick im Markt platziert werden.

BHKW-Markt steht vor Durchbruch und bietet enormes Wachstumspotenzial

Für den Konzernumsatz von LichtBlick spielt das BHKW-Geschäftnach eigener Aussage bisher nur eine untergeordnete Rolle. Das Unternehmen sieht jedoch große Ertragschancen für die Zukunft. „Der BHKW-Markt steht vor einem Durchbruch und bietet enorme Wachstumspotentiale. Dank der im Verlauf der letzten Jahre gemeinsam von LichtBlick und VW erreichten technologischen Reife des ZuhauseKraftwerks haben wir uns eine Top-Ausgangsposition erarbeitet, um auch international eine bedeutende Rolle im Markt spielen zu können. Dass VW gerade jetzt nicht zu seinen vertraglichen Pflichten steht, ist sehr enttäuschend“, betont der LichtBlick-Chef. Immobilien wie Mehrfamilienhäuser, Gewerbetriebe, Kitas, Kirchen oder Hotels bieten ideale Voraussetzungen für den wirtschaftlichen BHKW-Einsatz. LichtBlick wird von VW Schadensersatz für das entgangene Geschäft einfordern.

Innovative SchwarmStrom-Strategie wird nicht verändert

Die Aufgabe des BHKW-Geschäftes ändert nichts an der innovativen SchwarmStrom-Strategie des Energieanbieters, betont von Tschischwitz: „Als Marktführer bauen wir unser Ökostrom- und Ökogasgeschäft weiter aus. Wir bringen immer wieder innovative Produkte wie zuletzt den Mieterstrom-Tarif ZuhauseStrom in den Markt. Wir entwickeln neue Energiedienstleistungen auf Basis unserer IT-Plattform SchwarmDirigent.“ So bindet LichtBlick BHKWs und Heizkraftwerke anderer Anbieter, Wärmepumpen, Batteriespeicher, Elektrofahrzeuge, Solaranlagen und Windräder gewinnbringend in seinen Schwarm ein.

Die Aufgabe des Geschäftsfeldes ZuhauseKraftwerk wird auch einen Stellenabbau im höheren zweistelligen Bereich unter den 470 LichtBlick-Mitarbeitern nach sich ziehen. Auf betriebsbedingte Kündigungen soll möglichst verzichtet werden. Einzelheiten wird die Geschäftsführung in den kommenden Wochen mit dem Betriebsrat abstimmen. Der Energieanbieter nimmt zudem Kontakt zu anderen Hamburger Firmen und Branchenvertretern auf, um die betroffenen Mitarbeiter bei der Jobsuche zu unterstützen. „Mir tut es für jeden einzelnen Mitarbeiter leid, von dem wir uns trennen müssen. Wir werden dabei mithelfen, dass unsere hervorragenden Kolleginnen und Kollegen zügig eine neue Beschäftigung finden“, so von Tschischwitz.
->Quelle: lichtblick.de; n-tv.de; iwr.de